Louise Hires a Contract Killer

von

Anarchische Komödie über entlassene Fabrikarbeiterinnen, die einen Killer auf ihren Ex-Boss ansetzen.

„Wir wollen einen sozialen Western von heute machen, in dem die Netten böse sein können und die Bösen Halunken der neuen Art sind, die bis heute noch selten auf der großen Leinwand zu sehen waren“, dieses Zitat entstammt der Absichtserklärung, die das Autoren-Duo Benoît Delépine und Gustave Kervern dem Drehbuch beilegten, als sie damit auf Produzenten-Suche gingen. Gewidmet ist das Projekt – wie der Originaltitel besagt – der französischen Autorin und Anarchistin Louise Michel (1830 – 1905), die sich radikal und auch unter Einsatz von Gewalt für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzte und den Beinamen „Die rote Wölfin“ trug. Als Einziger sofort auf diesen Zug aufgesprungen ist Mathieu Kassovitz, der schon „Avida“, den vorangegangenen Film des Duos Kervern/Delépine, produziert hat und selbst als Schauspieler und Produzent Neigung zu Gratwanderungen hat.

Der Vorspann könnte auch aus einem Kaurismäki-Film sein: Auf einem quietschenden Gestell hievt ein Bestatter den schmucklosen Sarg eines älteren Brillenträgers auf Höhe der Öffnung des Kremations-Ofens. Rasselnd saust die Kiste in die Ausgangsposition zurück. Schließlich muss der Pompfüneberer nach Abspielung der Internationale die irritierte Trauergemeinde auch noch um Feuer bitten, denn die Gasflamme im Ofen ist verlöscht. Nichts funktioniert mehr, alles geht zum Teufel. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Fabrik, in der Louise (Yolande Moreau) und viele andere Frauen irgendwelche Textilien zusammennähen und in Schachteln stopfen, übers Wochenende dichtmacht – nachdem der Chef alle noch mit neuen Arbeitsmänteln ausgestattet hat. Was tun mit der jämmerlichen Abfindung, die den Arbeiterinnen versprochen wird? Sie beschließen auf Vorschlag von Louise, einen Killer zu engagieren, um den Chef abzuknallen. Da hat man wenigstens was für 20.000 Euro, meinen sie.

Diese „sehr schwarze Komödie für alle, die von gierigen Bossen und Bankern die Nase voll haben“, schert sich nicht um political correctness. Sie baut auf zwei Helden, die gemäß der Widmungs-Figur „Louise“ und „Michel“ genannt wurden. Die stoische Analphabetin Louise, von Yolande Moreau mit wuchtiger physischer Präsenz ausgestattet, heuert als Killer den Wachmann Michel an. Bouli Lanners, aus Belgien stammendes mediales Mehrfach-Talent, spielt ihn als rundliches Riesenbaby, das trotzig den Gefährlichen heraushängt. Das skurrile Paar jagt von Paris über Brüssel bis in die Steueroase Jersey den Bossen nach, die Louises Fabrik geschlossen haben. Der sensible Michel, der nicht einmal einem Hund etwas zuleide tun kann, entwickelt eine spezielle Stellvertreter-Methode, um nicht selbst Hand an die Mordwaffe legen zu müssen. Louise ist weniger zart besaitet. Miteinander sind sie ein liebenswert-anarchisches Duo, dem ein fröhlicheres Ende beschieden ist als einst Bonnie & Clyde.

„Ausgangspunkt war eine Zeitungsmeldung. Ein netter Chef hatte seinen Arbeitern neue Arbeitskleidung spendiert und am Wochenende darauf alle Maschinen nach Osteuropa transferieren lassen.“ – Benoît Delépine und Gustave Kervern über
Louise Hires A Contract Killer

Preise:
Sundance 2009: Special Jury Prize,
San Sebastian 2008: Bestes Drehbuch

Spielzeiten und Tickets

Derzeit keine Termine.

FR 2008, 94 min,  , R: , B: Gustave Kervern, Benoît Delépine, K: Hugues Poulain, S: , D: Yolande Moreau, Bouli Lanners, Benoit Poelvoorde, Mathieu Kassovitz, Albert Dupontel